Latein
Lingua Latina mortua est.Vivat lingua Latina!
Latein ist tot. Es lebe Latein!
„Latein ist bis heute die erfolgreichste Sprache der Welt. Ihre Biographie, die uns auch mit den faszinierendsten Personen und Ereignissen der europäischen Geschichte zusammenbringt, ist so abwechslungsreich und spannend wie ein Abenteuerroman. Sollte sich ein Leser in die Heldin dieser Biographie so heftig verlieben, dass er sich zum nächsten Lateinkurs anmeldet, würde er dem Autor eine große Freude machen. “(Wilfried Stroh)
So etwa wirbt Wilfried Stroh, ein Prominenter unter den klassischen Philologen, für sein Buch „Latein ist tot, es lebe LATEIN!“, das die Lebensgeschichte des Lateinischen für uns moderne Leser eindrucksvoll nachzeichnet und Schritt für Schritt den Zauber dieser einflussreichen antiken Sprache aufdeckt.
Lingua Latina mortua est – Latein ist tot – sagen zwar gern seine Gegner, doch wer Latein einmal kennengelernt hat, wird schon bald merken, dass man diesen Satz guten Gewissens so nicht stehen lassen kann. Denn: Latein lebt nicht nur im Vatikan ;-) Es lebt in modernen Sprachen – und das nicht nur in den sogenannten romanischen Sprachen Italienisch, Französisch und Spanisch –, in tausend Redensarten, im internationalen Vokabular der Wissenschaft, in der Werbung oder … in den lateinischen Chatrooms im Internet.
In seiner über dreitausendjährigen Geschichte ist Latein nicht nur einen, sondern viele Tode gestorben – und es hat alle sieghaft überlebt. J Denn: Totgesagte leben bekanntlich länger!
Im Folgenden wollen wir (z.T. in Anlehnung an Herrn W. Stroh) versuchen, aufzuzeigen, warum Lateinunterricht durchaus lohnend sein kann, und euch im Anschluss daran einen kleinen Überblick über den Lateinunterricht am Heisenberg-Gymnasium bieten.
Warum sollten junge Menschen auch heute noch Latein lernen?
ü Als regina linguarum, Königin der Sprachen, lebt Latein fort in den romanischen Sprachen, also Italienisch, Französisch, Spanisch usw., Sprachen also, die aus dem Lateinischen entstanden sind. Man könnte deshalb sagen: Diese modernen Sprachen sind nichts anderes als das heute real existierende Latein! Wer also Latein lernt, hat viele nachhaltige Vorteile beim Erlernen dieser Fremdsprachen. So zeigen Statistiken beispielsweise, dass Lateinschüler die meisten zusätzlichen Sprachen erlernen.
ü Latein lebt aber auch kräftig in der halbromanischen Sprache Englisch, die so wie Latein in der Vergangenheit, die Welt heute beherrscht. Gute Lateiner können sich deshalb große Teile des englischen Vokabulars von der Grundbedeutung her spielend aus dem Lateinischen ableiten und damit Texte mit scheinbar unbekannten Vokabeln leichter verstehen und diese Vokabeln schneller in ihren eigenen Wortschatz übernehmen.
ü Latein lebt sogar im Deutschen und (in kleinerem Umfang) auch in vielen anderen unserer Muttersprachen weiter (so z.B. auch im Polnischen und z.T. auch im Türkischen, selbst wenn diese Sprachen anderen Sprachfamilien angehören.) Im Deutschen findet man es nicht nur in alten, gängigen Fremdwörtern wie Abitur (von abire – weggehen), sondern auch in neu gebildeten Modevokabeln wie Globalisierung (von globus – die Weltkugel) und scheinbar urdeutschen Wörtern wie Keller (von cella). Eine gute altsprachliche Bildung sei nach Günther Jauch die beste Voraussetzung, um in seiner Quizshow Millionär zu werden J, so Wilfried Stroh. Denn ein guter Lateiner kann sich sehr Vieles selbständig ableiten.
ü Latein lebt vor allem auch in der modernen internationalen Wirtschaftsterminologie, wie der Ausdruck selbst auch schon beweist (inter – zwischen; natio – Nation; terminus – Begrenzung, Grenzstein). Ausnahmslos jede Wissenschaft erweitert ihren Wortschatz ständig aus dem Schatzhaus des Lateinischen, wodurch Latein auch in Kulturkreise fernab Europas dringt, so z.B. China, Japan oder Indien. Wer also in seinem Berufsleben erfolgreich den Fuß in die Wissenschaft setzen will, egal ob es sich um Sprachen, Philosophie, Religion, Geschichte, Politik, Journalismus, Kunst, Musik, Archäologie, Medizin, Jura oder Wirtschaft handelt, der ist gut beraten, mit soliden Lateinkenntnissen aufzuwarten, ferner auch ungeachtet dessen, ob die Bildungspolitik glaubt, die Latinumspflicht für bestimmte Fächer abschaffen zu müssen…
ü Durch seine umfassende und konsequente Grammatikvermittlung sowie die intensiven Übersetzungsübungen vom Lateinischen ins Deutsche schult der Lateinunterricht die muttersprachliche Kompetenz bzw. die Kompetenz, sich vom Wortschatz her präzise und - nicht minder wichtig – grammatisch korrekt in der deutschen Sprache auszudrücken.
ü Latein ist eine sehr strukturierte Sprache, und weil sie vermeintlich tot ist – sich also nicht weiterentwickelt – lässt sich ihre grammatische Struktur besonders deutlich aufzeigen. In der Auseinandersetzung mit der Logik der lateinischen Sprache feilen Schüler also in besonderem Maße an ihren analytischen Kompetenzen, an ihrem logischen Denken und ihrem Abstraktionsvermögen. Lateinschüler lernen in besonderem Maße, Strukturen selbständig zu erkennen und ihre Bedeutung zu erfassen. Außerdem wird hier die Konzentrations- und Merkfähigkeit intensiv geschult. Dies sind wichtige überfachliche Kompetenzen, die geeignet sind den Schul- und Berufserfolg zu steigern.
ü Nicht zuletzt ermöglicht Latein uns etwas, was, um weiter mit Herrn Stroh zu sprechen, keine lebendige Sprache vermag: die Überschreitung der Zeitgrenzen, eine Kommunikation mit den Besten der Vergangenheit… eine Kommunikation mit den Denkern und Machern der Antike… eine historische Kommunikation, die Vieles von dem erhellt, was wir heute in Europa leben.
Wann beginnt man am Heisenberg-Gymnasium mit Latein und was passiert im Lateinunterricht?
Am Ende der Klasse 5 dürft ihr entscheiden, ob ihr als zweite Fremdsprache (nach Englisch) ab der Klasse 6 Französisch, Latein oder Türkisch* belegen möchtet. Wir Lehrer sprechen bei dieser eurer ersten Wahl vom Wahlpflichtfach I (kurz: WP I). Egal welche dieser Sprachen ihr anwählt, jede Sprache, die man neu dazulernen darf, öffnet neue Türen. Denn ihr lernt eine euch in der Regel neue Sprache kennen und damit auch eine spannende neue Kultur!
Im Fall von Latein lernt ihr die antike Kultur der Römer kennen, d.h. ihr werdet mit der Sprache vertraut, die die Römer gesprochen haben und erfahrt, wie sie gelebt, gedacht und auch, wie sie sich zu einer übermächtigen antiken Mittelmeermacht entwickelt haben. Ihr könnt untersuchen, was wir mit den Römern gemeinsam haben und was sich bis heute verändert hat.
Wer sich in der 6. Klasse für Französisch bzw. Türkisch als zweite Fremdsprache entschieden hat, der bekommt in der 8. Klasse noch einmal die Möglichkeit, Latein aus einer Reihe anderer angebotener Fächer anzuwählen. Wir Lehrer sprechen hierbei vom Wahlpflichtfach II (kurz: WP II). Bei dieser Wahl lasst ihr euch von euren persönlichen Interessen und Stärken leiten: Liegt eure Stärke bei Sprachen, so ist also – vorausgesetzt wir erhalten genügend Anmeldungen – in der 8. Klasse noch einmal die Gelegenheit, mit Latein anzufangen!
Das Ziel, auf das die Lateinschüler gemeinsam zuarbeiten, ist es das „Latinum“ zu erreichen, das heißt am Ende der Klasse 10 so viele Kompetenzen im Übersetzen und Verstehen von lateinischen Originaltexten erworben zu haben, dass man an einer Universität Fächer studieren darf, die diese Kenntnisse voraussetzen. Diejenigen von euch, die Latein erst ab der Klasse 8 in ihren Stundenplan wählen, erlangen das Latinum bei ausreichenden Leistungen mit dem Abschluss der Klasse 12.
Weitere Informationen könnt ihr der folgenden Übersicht entnehmen, die den Regelfall – Anwahl von Latein ab Klasse 6 – darstellt.
Natürlich wird es in der 5. und 7. Klasse, bevor ihr im WP I und WP II – Bereich eine Wahl treffen müsst, jeweils Veranstaltungen für euch und eure Eltern geben, auf denen die Lehrerinnen und Lehrer über alles Wissenswerte informieren werden.
* bisher nur für Schülerinnen und Schüler mit muttersprachlichen Kenntnissen in Türkisch.
Da die meisten unserer Lateinschüler dieses Fach in der 6. Klasse anwählen, haben wir für alle Interessierten die folgende grobe Übersicht erstellt.
“OMNIUM RERUM PRINCIPIA PARVA SUNT“ (Cicero) –
Aller Dinge Anfang ist klein.
Jahrgang |
Inhalte und Kompetenzen |
Anzahl der Stunden pro Woche |
Anzahl der Arbeiten pro Schuljahr |
Abschlüsse |
6-7 |
Lehrbuchphase |
4 |
8 |
--------------- |
Anhand der Texte des Lehrwerks „Cursus“ und der dazugehörigen gleichnamigen Begleitgrammatik baust du allmählich einen Grundwortschatz auf und lernst grundlegende grammatische Strukturen kennen (Konjugation von Verben, Deklination von Nomen, Infinitivkonstruktionen) – dabei werden dich Quintus und Flavia, zwei Teenager aus der Römerzeit auf Schritt und Tritt begleiten. Im 6. Schuljahr organisieren wir für die gesamte Stufe in Zusammenarbeit mit der Fachschaft Geschichte einen Ausflug ins Römermuseum in Haltern, wo wir auf den Spuren der einst dort stationierten römischen Soldaten wandeln. |
||||
8 |
Lehrbuchphase |
3 |
5 |
--------------- |
Wir setzen die Arbeit mit dem ´“Cursus“- Lehrwerk fort und du erweiterst deine Übersetzungskompetenzen, indem du auch komplexere Strukturen der lateinischen Sprache (z.B. Partizipialkonstruktionen) zu durchschauen und entsprechend ins Deutsche zu übertragen lernst. Zunehmend sind auch deine Interpretations- bzw. Deutungskompetenzen gefragt. Wir verabschieden uns hierbei langsam von Quintus und Flavia und begegnen berühmten Persönlichkeiten und mythischen Gestalten der römischen, griechischen und trojanischen Geschichte. Und wer sich gerade wundert, was die Römer mit den Trojanern zu tun haben, der hat in unserem Unterricht die Gelegenheit es zu erfahren… |
||||
9 |
Lektürephase |
3 |
4 |
|
Erste Begegnung mit Originaltexten (z.B. Fabeln des Phädrus, Cäsars Bellum Gallicum) und mit dem lateinisch-deutschen Wörterbuch Stowasser Hier erweiterst du deine sprachlichen Kompetenzen um letzte wichtige Phänomene der lateinischen Grammatik und du lernst erstmals einflussreiche interessante Autoren römischer Literatur kennen! So kannst du in die Welt der römischen Fabeln eintauchen und ihre Einflüsse auf moderne Fabeln entdecken sowie Zeuge von Cäsars manipulativer Geschichtsschreibung werden! |
Nachweis von Lateinkenntnissen in Form des s.g. kleinen Latinums, wenn nach durchgehendem Belegen des Faches am Ende des Schuljahres mindestens ausreichende Leistungen erbracht worden sind |
|||
10 |
Lektürephase |
3 |
4 |
Latinum |
Begegnung mit weiteren Originaltexten aus dem Bereich Dichtung (Ovids „Metamorphoses“ – „Verwandlungssagen“) und mit weiteren Originaltexten aus dem Bereich Prosa (rhetorische Prosa: Ciceros Rhetorik, z.B. Auszüge aus „De oratore“ und aus „Verres“) Hier lernst du lateinische Dichtung im Originalversmaß Hexameter zu rezitieren und entdeckst das beeindruckende Erbe Ovids in der späteren Literatur und darstellenden Kunst. Auch bekommst du aus erster Hand wertvolle Rhetoriktipps Ciceros, des Staranwalts der Antike! |
Latinum, wenn nach durchgehendem Belegen des Faches am Ende des Schuljahres mindestens ausreichende Leistungen erbracht worden sind |
|||
11 – 12 |
Lektürephase |
3 |
4 |
|
Die Inhalte richten sich nach den Vorgaben des Zentralabiturs, da Latein, bei Interesse, auch ein Abiturfach sein kann. Beliebte Autoren sind z.B.: Livius, Cicero, Vergil, Ovid, Seneca Beliebte Textsorten sind z.B.: historische Werke, Epen, rhetorische Abhandlungen, berühmte Reden, staatsphilosophische Schriften, allgemeinphilosophische Schriften Hier hast du jede Menge Gelegenheiten, dein Kulturwissen um die Ideen großer römischer Denker zu erweitern! |
Latein kann also von der 6.1 bis zur 12.2 durchgehend belegt werden und so kann es auch ein Abiturfach werden - im Rahmen unserer Kooperation mit den anderen Gladbecker Gymnasien in der Regel als Grund-kurs ein A3- bzw. A4-Fach. |
Hier die schulinternen Lehrpläne für die Sekundarstufen I und II:
Ein amtliches Merkblatt zum Erwerb des Latinums für Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums finden Sie hier:
Merkblatt_zum_Erwerb_des_Latinum.pdf
Die Lateinfachschaft – Frau Müller & Frau Wollnik –
freuen sich über deinen Besuch auf der Lateinseite unserer Schulhomepage!