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Biographie Werner Heisenberg

1901 Am 5. Dezember kommt Werner Karl Heisenberg als zweiter Sohn der Eheleute August und Annie Heisenberg geb. Wecklein in Würzburg zur

1910 Die Familie zieht nach München um, wo Werner die Grundschule abschließt.

1920 Er legt das Abitur am Maximilians-Gymnasium mit einer brillanten Prüfung ab und erhält ein Stipendium der berühmten Maximilianeum-Stiftung. Beginn des Studiums an der Universität München bei Prof. Sommerfeld.

1921 Heisenbergs erster wissenschaftlicher Artikel erscheint in der Zeitschrift für Physik.

1923 Am 23. Juli absolviert er - mit einem enttäuschenden Ergebnis - seine Promotionsprüfung.

1924 Heisenberg besucht das Institut von Niels Bohr in Kopenhagen und begegnet erstmals Albert Einstein in Göttingen. Ab September ist er Stipendiat des International Education Board an Bohrs Institut.

1925 Seine grundlegende Arbeit zur Quantenmechanik erscheint.

1926 Am 1. Mai wird er Universitätsdozent und Assistent von Niels Bohr in Kopenhagen.

1927 Im März reicht er bei der Zeitschrift für Physik den Artikel ein, der die Unschärferelation behandelt. Gemeinsam mit Niels Bohr stellt er zwischen September und Oktober die "Kopenhagener Deutung" der Quantenmechanik bei Kongressen in Como und Brüssel vor.

1928 1. Februar: Antrittsvorlesung als Professor der Universität Leipzig.

1929 Vortragsreise durch die USA, Japan, China und Indien.

1932 Nach der Entdeckung des Neutrons durch James Chadwick schreibt Heisenberg seinen ersten Arilkel über das Proton-Neutron-Modell des Atoms.

1933 Machtergreifung Hitlers am 30. Januar. Im Dezember empfängt Heisenberg den Physiknobelpreis für das Jahr 1932.

1934 Heisenberg legt die erste Theorie des Positrons vor, des Antiteilchens des Elektrons.

1937 Heirat mit Elisabeth Heisenberg geb. Schumacher in Berlin.

1939 Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wird Heisenberg in den "Uranverein" berufen, die deutsche Kernforschungsgruppe.

1941 Im September reist er nach Kopenhagen, wo er mit Bohr das berühmte, umstrittene Gespräch über die Atombombe führt.

1945 Kurz vor Kriegsende wird Heisenberg von den Alliierten in Urfeld verhaftet und nach Farm Hall gebracht, wo er am 6. August vom Atombombenabwurf auf Hiroshima erfährt.

1958 Er erarbeitet gemeinsam mit Wolfgang Pauli seine einheitliche Feldtheorie, von der sich Pauli kurz vor der Veröffentlichung distanziert. Im September wird er Drektor des Max-Planck-Instituts für Physik in München.

1976 Am 1. Februar stirbt Werner Heisenberg an Krebs in seinem Haus in München.


ARTIKEL VON KARL-HEINZ HARISCH IN DER FRANKFURTER RUNDSCHAU VOM 12.04.2007

Die Rebellion der Physiker

Vor 50 Jahren protestierten in der "Göttinger Erklärung" führende deutsche Atomwissenschaftler gegen den Plan, die Bundeswehr mit Kernwaffen auszustatten. VON KARL-HEINZ KARISCH Otto Hahn, Walther Gerlach und Carl Friedrich von Weizsäcker + Otto Hahn, Walther Gerlach und Carl Friedrich von Weizsäcker (dpa-Archiv) Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) tobt. Ihm gellt das "Triumphgeschrei" der DDR in den Ohren. Und sein Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) beschimpft den Entdecker der Kernspaltung und Nobelpreisträger Otto Hahn: "Ein ahnungsloser Trottel, der die Tränen nicht halten und nachts nicht schlafen kann, wenn er an Hiroshima denkt." Was führende konservative Politiker der jungen Bundesrepublik im Frühjahr 1957 jegliche Contenance verlieren lässt, ist die unerwartete Zivilcourage der Elite der deutschen Atomphysiker. Sie wehren sich am 12. April in der "Göttinger Erklärung" gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr.
Strauß interveniert

Unter den 18 Unterzeichnern finden sich neben Hahn der Physiker und Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker und die Nobelpreisträger Werner Heisenberg und Max Born. Die "Göttinger 18", wie sie von der Presse getauft werden, setzen sich im Wesentlichen zusammen aus dem Beraterkreis für Kernphysik des 1955 ins Leben grufenen Bundesministeriums für Atomfragen mit Minister Strauß an der Spitze. Bei den so genannten Abendgesprächen zur friedlichen Nutzung der Kernenergie mit dem Minister wird den Wissenschaftlern schon bald klar, dass Strauß Atomwaffen haben will. Heisenberg beklagt, dass für die Politiker, die die wichtigsten Zukunftsentscheidungen zu treffen hätten, "die Grenzen zwischen friedlicher Atomtechnik und atomarer Waffentechnik fließend" seien. Im Oktober 1956 wird Strauß Verteidigungsminister. Die Physiker wissen, dass damit die Atomfrage weit oben auf der Tagesordnung steht. Ende November 1956 treffen sich Mitglieder des Arbeitskreises in Heisenbergs Haus und formulieren einen Brief an Strauß. Darin sprechen sie sich gegen eine nukleare Rüstung aus und behalten sich das Recht vor, an die Öffentlichkeit zu gehen. In einem Telefongespräch mit Hahn versucht Strauß, die Wissenschaftler umzustimmen. "Es war interessant, dass der ganze Arbeitskreis der Meinung war: Nationale Atomwaffen wollen wir nicht", erinnert sich von Weizsäcker. Gemeinsam seien sie der Überzeugung gewesen, dass nationale Atomwaffen die Bundesrepublik besonders gefährdet hätten, da sie dann das "natürliche Ziel für einen atomaren Präventiv-Schlag" gewesen wäre. Ein anschließendes Treffen mit Strauß wird von den Teilnehmern als Katastrophe bezeichnet. Der Minister lässt die Wissenschaftler zunächst nicht zu Wort kommen. Er schreit herum und versucht, sie einzuschüchtern. "Sie sind gar nicht gefragt worden", fährt er die Atomforscher an, "ob Sie sich an der Atomwaffenentwicklung beteiligen wollen, und brauchen also auch nichts dazu zu sagen." Die Amerikaner würden sich schon bald aus Europa zurückziehen, dann müsse man über Atomwaffen verfügen, um sich gegen Moskau zu schützen. Für Adenauer stellt sich die Weltlage im Frühjahr 1957 so dar, dass die Briten fest entschlossen sind, die Wasserstoffbombe zu entwickeln. Es sei unmöglich, wird Adenauer in London bedeutet, "das Wohl und Wehe unseres Volkes davon abhängig zu machen, was in Amerika geschieht und geschehen wird". Im Februar diskutiert Adenauer die kritische Situation mit dem französischen Ministerpräsidenten Guy Mollet. Der sagt ihm, dass Paris binnen fünf Jahren nukleare Waffen haben wolle. Adenauer befürchtete durch diese Machtverschiebungen negative Auswirkungen auf das gemeinsame Verteidigungsbündnis Nato. "Sowjetische Truppen standen in der Zone unmittelbar an den Grenzen der Bundesrepublik", schildert er später seine Überlegungen. Die Londoner Abrüstungsverhandlungen stehen vor der Tür. Adenauer will mit seinem Beharren auf Atomwaffen die Verhandlungsmasse gegenüber der Sowjetunion verbessern. Weltweit nehmen gleichzeitig die Proteste gegen die oberirdischen Wasserstoffbombentests zu. Namhafte Wissenschaftler schlagen Alarm. Die Verstrahlung der Erdoberfläche mit radioaktivem Strontium 90 klettert auf beunruhigende Werte. Im März 1957 wird bekannt, dass die US-Streitkräfte in Deutschland mit der Einlagerung von Atomwaffen begonnen haben. Der SPD-Vorsitzende Erich Ollenhauer spricht sich entschieden dagegen aus, dass die Bundesrepublik in die Atomrüstung der Nato-Partner einbezogen wird. Vor diesem Hintergrund wird Adenauer auf einer Pressekonferenz am 5. April 1957 die entscheidende Frage gestellt: "Soll Ihrer Meinung nach die Bundeswehr mit atomaren Waffen ausgerüstet werden?" Adenauer versucht zu beschwichtigen. "Unterscheiden Sie doch die taktischen und die großen atomaren Waffen", belehrt er die Journalisten. "Die taktischen Waffen sind nichts weiter als die Weiterentwicklung der Artillerie. Selbstverständlich können wir nicht darauf verzichten, dass unsere Truppen auch in der normalen Bewaffnung die neueste Entwicklung mitmachen." Von Weizsäcker ist zusammen mit dem Physiker Walther Gerlach auf einer Tagung in Detmold, als beide die Nachrichten über Adenauers "Atom-Artillerie" in der Zeitung lesen. "Wir fuhren nach Bad Nauheim", erzählt Weizsäcker, "wo eine Physikertagung stattfand, an der ich eigentlich gar nicht teilnehmen wollte." Gemeinsam mit Otto Hahn und anderen formuliert er im Keller des Hotels Malepartus den Text der "Göttinger Erklärung", so genannt, weil sie durch Hahns Büro in Göttingen veröffentlicht wird.
Adenauer taktiert

Der Ton zwischen Regierung und Wissenschaftlern wird harsch. Um die Gefahren eines Atomkrieges richtig einzuschätzen, müsse man "Kenntnisse haben, die diese Herren nicht besitzen", rüffelt Adenauer. Heisenberg kontert einen Tag später im Gespräch mit der /Frankfurter Rundschau/, er habe sich in den USA über alle Fragen eingehend informiert. "So eine Atomrakete fliegt doch höchstens eine Viertelstunde. Wie in dieser Zeit eine Stadt wie New York evakuiert werden soll, ist mir unklar. Wie man vielleicht Luftschutzbunker für Millionen Menschen bauen soll, ist mir auch unklar."
*Anti-Atom-Bewegung*

1954: Aufnahme Deutschlands in den Nordatlantikpakt (Nato).
1955: Gründung der Bundeswehr. Beim Nobelpreisträgertreffen auf der Insel Mainau im Juli wird ein Aufruf formuliert, der vor der Selbstvernichtung der Menschheit durch Atomwaffen warnt. Im Oktober wird Franz Josef Strauß erster Chef des neuen Ministeriums für Atomfragen.
1956: Strauß wird Verteidigungsminister.
1957: Es wird bekannt, dass die USA Atomwaffen in Deutschland stationiert haben. Am 12. April wird die "Göttinger Erklärung" veröffentlicht.
1958: Erster Ostermarsch in London.
1960: Erster deutscher Ostermarsch mit 1000 Teilnehmern. kal

Angesichts des gewaltigen Presseechos im In- und Ausland lenkt Adenauer drei Tage später ein. Er lädt eine Delegation der "Göttinger 18" ins Kanzleramt ein. Es kommen Hahn, Gerlach, Max von Laue, Wolfgang Riezler und von Weizsäcker. Adenauer behauptet, dass die Göttinger Erklärung faktisch die Auflösung der Nato fordere. Es sei nicht hinzunehmen, dass die deutschen Soldaten im Bündnis schlechter gestellt seien. Die Bereitschaft der Russen abzurüsten werde nicht dadurch gestärkt, dass man sich seiner eigenen Kampfmittel entblöße. Das Treffen endet dennoch mit einem Zugeständnis des Kanzler "Die Bundesregierung teilt die Besorgnisse, die in der genannten Erklärung zum Ausdruck kommen", heißt es im Kommuniqu?. "Sie stimmt mit den Motiven und Zielen der Wissenschaftler überein und empfindet volles Verständnis für die Verantwortung, die die Atomwissenschaftler für die Entwicklung in einer Welt der Spannung zwischen Ost und West in sich fühlen." Adenauer hat als bewährter Taktiker eine politisch kritische Situation zu seinem Vorteil gewendet. Durch den in den folgenden Jahren forcierten Ausbau der wirtschaftlichen Nutzung der Atomkraft hielt sich Deutschland die Option zum Bau von Kernwaffen offen. Erst im Mai 2005 wurden die Bestände von waffenfähigem Plutonium in die französische Wiederaufarbeitungsanlage nach La Hague gebracht, wie Bernd Hahnfeld in den /Blättern für deutsche und internationale Politik/ (Bd. 4, 2007) anmerkt. Genau 50 Jahre nach der Göttinger Erklärung befinden sich noch immer 150 US-Atombomben auf deutschem Gebiet. Wortlaut: Die Göttinger Erklärung, 12. April 1957 [ document info ] Copyright ¿ FR online 2007 Dokument erstellt am 11.04.2007 um 16:52:01 Uhr Letzte Änderung am 11.04.2007 um 22:18:04 Uhr Erscheinungsdatum 12.04.2007
Die Göttinger Erklärung vom 12. April 1957

Die Pläne einer atomaren Bewaffnung der Bundeswehr erfüllen die unterzeichnenden Atomforscher mit tiefer Sorge...(..)
Taktische Atomwaffen haben die zerstörende Wirkung normaler Atombomben. Als "taktisch" bezeichnet man sie, um auszudrücken, dass sie nicht nur gegen menschliche Siedlungen, sondern auch gegen Truppen im Erdkampf eingesetzt werden sollen.(...)
Für die Entwicklungsmöglichkeit der lebensausrottenden Wirkung der strategischen Atomwaffen ist keine natürliche Grenze bekannt.(...) Durch Verbreitung von Radioaktivität könnte man mit Wasserstoffbomben die Bevölkerung der Bundesrepublik wahrscheinlich schon heute ausrotten.(...) Für ein kleines Land wie die Bundesrepublik glauben wir, dass es sich heute noch am besten schützt und den Weltfrieden noch am ehesten fördert, wenn es ausdrücklich und freiwillig auf den Besitz von Atomwaffen jeder Art verzichtet. Jedenfalls wäre keiner der Unterzeichnenden bereit, sich an der Herstellung, Erprobung oder dem Einsatz von Atomwaffen in irgendeiner Weise zu beteiligen. Gleichzeitig betonen wir, dass es äußerst wichtig ist, die friedliche Verwendung der Atomenergie mit allen Mitteln zu fördern, und wir wollen an dieser Aufgabe wie bisher mitwirken.
Fritz Bopp, Max Born, Rudolf Fleischmann, Walther Gerlach, Otto Hahn, Otto Haxel, Werner Heisenberg, Hans Kopfermann, Max von Laue, Heinz Maier-Leibnitz, Josef Mattauch, Friedrich-Adolf Paneth, Wolfgang Pauli, Wolfgang Riezler, Fritz Straßmann, Wilhelm Walcher, Carl Friedrich Frhr. von Weizsäcker, Karl Wirtz

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