Tschernobyl im Unterricht: Ein Zeitzeuge berichtet
Energiewende, Atomausstieg, Klimaschutz und Nachhaltigkeit, mit diesen und anderen aktuellen Themen beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe in den Fächern Sozialwissenschaften und Geographie. Aber was ist mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl? Dem Atomunfall in Fukushima? Was heißt überhaupt Reaktorkatastrophe und welche Folgen entstehen für die betroffenen Menschen vor Ort?
Diese und andere Fragen lassen sich im Unterricht normalerweise nur über Sachtexte und Dokumentationen veranschaulichen. Viele Schülerinnen und Schüler aus den Sowi-Kursen der EF und Q1 hatten am gestrigen Freitag (02.05.14) jedoch die einmalige Gelegenheit, mit einem Zeitzeugen des Reaktorunfalls in Tschernobyl zu sprechen, dessen Jahrestag sich am 26. April zum 28. Mal jährte. "Im schlimmsten Alptraum konnte ich mir nicht vorstellen, das Dorf für ewig verlassen zu müssen..." so deutlich schilderte Adam Varanets, geboren 1953 im Gebiet Gomel/Belarus (Weißrussland) den Schülern seine Gedanken und Erlebnisse in den Tagen der Reaktorkatastrophe. Mit Hilfe eines Dolmetschers und vielen Fotos informierte der ehemalige Geographielehrer aus dem Dorf Ostrogljady, welches nahe an dem Atomkraftwerk Tschernobyl liegt, die Oberstufler über die von ihm verrichteten Dekontaminierungsarbeiten als sogenannter Tschernobyl-Liquidator. Auch erzählte Varanets von der Zwangsumsiedlung seiner Familie in das 100km entfernte Dorf Utj und über sein Engagement in der unabhängigen Tschernobyl-Bewegung.
Im Anschluss an den eindrucksvollen Vortrag nutzten die Schülerinnen und Schüler der Sowi-Kurse die Gelegenheit mit Herrn Varanets in einem offenen Gespräch sowohl über die Reaktorkatastrophen in Tschernobyl und Fukushima, als auch über Themen wie die "Energiewende" zu sprechen und persönliche Fragen zu stellen.
Das Zusammentreffen am Heisenberg-Gymnasium fand im Rahmen der Europäischen Aktionswochen "Für eine Zukunft nach Tschnerobyl und Fukushima" statt. Im Fokus stehen hierbei die Begegnungen und der direkte Erfahrungsaustausch zwischen jungen Menschen und Zeitzeugen aus Weißrussland, der Ukraine und Japan.
M. Drubba (Mai 2014)
Tags: Zeitzeuge, Atomkraft, Tschernobyl, Katastrophe