Von Dichtern und Denkern und Richtern und Henkern – Gedenkstättenfahrt nach Weimar und Buchenwald
Bereits zum zweiten Mal hatten Oberstufenschüler*innen unserer Schule die Möglichkeit, an einer fünftägigen Gedenkstättenfahrt nach Weimar und Buchenwald teilzunehmen, die das Heisenberg-Gymnasium alle zwei Jahre in Kooperation mit dem Verein G.E.E.Z. eV durchführt. Dieses Mal nahmen auch Schüler*innen des Ratsgymnasiums und des Riesenergymnasiums teil.
Zu Beginn lernten sie das klassische Weimar Goethes, Schillers, Herders und Wielands kennen, die Ideen der Aufklärung, das humanistische Menschenbild. Von hier wurde eine direkte Linie zu Weimar als Ort der Weimarer Nationalversammlung von 1919 und der Verabschiedung der ersten demokratischen Verfassung Deutschlands gezogen sowie zu den Demonstrationen, die zum Ende der DDR führten. Dass dieses Menschenbild und die demokratische Tradition nicht von allen geteilt wird und zunehmend in Gefahr ist, wurde denjenigen deutlich, die am Abend Zeugen der Montagsdemonstration auf dem Platz vor dem Deutschen Nationaltheater – dem Ort, an dem die Weimarer Verfassung verabschiedet wurde - im Schatten des Goethe-Schiller-Denkmals wurden.
Der Folgetag war zunächst der Erarbeitung der wesentlichen Merkmale der NS-Ideologie und der Phasen der Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung im Deutschen Reich und in den von den Deutschen besetzten Gebieten Europas gewidmet, bevor die Schüler*innen selbst nach kurzer Vorbereitung in Gruppen durch das Weimar der NS-Zeit führten. Den Abschluss dieses Tages bildete eine Einführung zum Konzentrationslager Buchenwald, das wir am Mittwoch besuchten. Dieser Tag mit einem Workshop, einer Führung durch das Gelände sowie dem Besuch der Ausstellung war sicherlich der intensivste und emotional herausforderndste der Gedenkstättenfahrt. Am Donnerstag lernten die Schüler*innen den Erinnerungsort Topf & Söhne kennen. Topf & Söhne war eine der Firmen, die die Öfen, in denen die in den Konzentrationslagern ermordeten Menschen verbrannt wurden, konstruierten und somit an den Verbrechen des NS-Regimes Geld verdienten. Die Schüler*innen setzten sich hier intensiv mit der Frage der Verantwortung der Firmeninhaber und einzelner Mitarbeiter auseinander, und versuchten, für sich die Frage zu beantworten, welche Verantwortung der Einzelne trug und trägt, auch wenn er scheinbar nur ein kleines Rädchen im Getriebe ist, und wie weit sie selbst aus welchen Motiven zu gehen bereit wären.
Am letzten Tag erlebten die Schüler*innen bei einer Führung durch das Mahnmal Buchenwald, das in den 1950er Jahren errichtete Nationaldenkmal der DDR und größte Denkmal an ein nationalsozialistisches Konzentrationslager in Europa, eindrucksvoll, dass Geschichte nie neutral, sondern immer ein Konstrukt ist, und gerne in den Dienst einer bestimmten Ideologie oder eines politischen Regimes genommen und für dessen Zwecke manipuliert wird.
Der Besuch der Installation „Konzert für Buchenwald“ von Rebecca Horn, die die Ambivalenz der Geschichte Weimars, die Allgegenwärtigkeit von Unterdrückung, Terror und Gewalt und die Rolle des bzw. der Einzelnen thematisiert, gab den Anstoß für eine abschließende Reflexion der Eindrücke, Emotionen und Erkenntnisse dieser fünf intensiven Tage.
Unser herzlicher Dank gilt dem Verein „Gemeinsam Erinnern für eine Europäische Zukunft e.V.“, der diese Fahrt finanziell und organisatorisch unterstützte, insbesondere Frau Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup, Herrn Peter Junge-Wentrup sowie Herrn Leander Vierschilling, der die Fahrt leitete und uns dabei mit seinem enormen Wissen beeindruckte und mit seinem großen Engagement ansteckte.
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