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Mit der Courage-AG in der Synagoge

9.00 Uhr am 8. November 2021. Die Courage AG des Heisenberg-Gymnasiums ist an ihrem Exkursionsziel angekommen: Die Synagoge in Gelsenkirchen. Direkt fallen uns zwei Streifenwagen der Polizei und mehrere Überwachungskameras rund um die Synagoge auf. Nachdem wir unser Gruppenfoto vor der 2007 neu eröffneten Synagoge gemacht haben, wurden wir hineingelassen. Dies geschah aus Sicherheitsgründen durch eine Schleuse, bei der sich die zweite Tür erst geöffnet hat, nachdem die erste verschlossen wurde. Auf das Thema der Sicherheit von Jüdinnen und Juden in Deutschland sind wir später in einer Fragerunde mit der Gemeindevorsitzenden Judith Neuwald-Tasbach zu sprechen gekommen.

Zunächst konnten wir uns erst einmal im Gemeindezentrum umsehen.
Dieses ist sehr modern gestaltet und wirkt hell und einladend und ein Innenhof bringt viel Tageslicht in das Zentrum. Im Innenhof ist eine Gedenkstätte für die deportierten Jüdinnen und Juden aus Gelsenkirchen eingerichtet. An den Wänden im Gemeindezentrum sind verschiedene Plakate ausgestellt, welche über die Geschichte und die aktuellen Projekte der Gemeinde berichten.
Schließlich führte uns die Gemeindevorsitzende in die Synagoge. Zuvor mussten die männlichen Teilnehmer allerdings noch ihren Kopf mit einer Kippa bedecken. Die Synagoge ist ebenfalls hell und modern gestaltet, es gibt 2 Bankreihen für die Gemeinde. Männer und Frauen sitzen getrennt. Die Männer vorne, die Frauen hinten, wie uns Frau Neuwald-Tasbach erklärte. Vorne ist eine Art Altarraum mit einem Altar. Dahinter sind die Thorarollen, die Heilige Schrift im Judentum, in einem Schrank aufbewahrt.
In der Fragerunde erklärte uns Frau Neuwald-Tasbach, wie das jüdische Leben in der orthodoxen Gemeinde abläuft. Man betet dreimal am Tag. Außerdem wird meist in der Gemeinschaft gebetet, so wie am Sabbat, welcher Freitagabend mit einem Gebet anfängt und am Samstag mit einem Gebet fortgeführt wird. Neben den Gebeten findet das Gemeindeleben auch mit Religionsunterricht für die Jugendlichen statt, in dem sie auf das Leben in der Gemeinde vorbereitet werden, in der sie mit 14 Jahren vollwertiges Mitglied werden können. Zur Vorbereitung zählt unter anderem auch die Teilnahme am Hebräisch Unterricht. Das besondere an der Sprache ist, dass sie von rechts nach links gelesen wird, was wir uns auch in einem Gebetbuch anschauen konnten. Schließlich kamen wir auch auf das Thema Antisemitismus zu sprechen. Frau Neuwald-Tasbach erzählte erst ihre eigene Familiengeschichte, wie sich ihr Vater nach dem Zweiten Weltkrieg entschieden hat, nach Deutschland zurückzukehren und neues jüdisches Leben in Gelsenkirchen aufzubauen. Allerdings waren die Täter des Holocausts z.T. immer noch dort und der Antisemitismus war noch weit verbreitet. Trotzdem durfte Frau Neuwald-Tasbach „normal“ aufwachsen und sich auch mit anderen Kindern treffen. Als sie älter wurde, nahm sie aber auch immer mehr versteckten Antisemitismus wahr. Beispielsweise unterstellte ihr ihre Lehrerin im Sachkunde Unterricht, dass sie, aufgrund ihrer Religion, kein Heimatgefühl und keinen Stolz habe.
Danach fragte sie ihren Vater, warum die Menschen die Juden hassen. Ihr Vater antwortete: „Ich weiß es nicht.“ Dies stellt eine Parallele zur heutigen Zeit dar, in der der Antisemitismus momentan immer stärker wird. Im Mai 2021 fand eine antisemitische Demonstration vor der Synagoge in Gelsenkirchen statt, die die jüdischen Gemeindemitglieder und Mitarbeiter*innen der Synagoge in Angst und Schrecken versetzte. Nach den Vorfällen vor der Synagoge stellten die jüdischen Jugendlichen dieselbe Frage an Frau Neuwald-Tasbach: „Warum hassen die Menschen die Juden?“ Die Antwort war erneut: „Ich weiß es nicht.“ Die Feststellung, dass der Antisemitismus wieder erstarkt und die Geschichte sich wiederholt, hat uns alle ziemlich betroffen gemacht.
Schließlich waren eine interessante Fragerunde und eine spannende Exkursion vorbei und wir sind wieder zum Heisenberg-Gymnasium gefahren.

Jona Thiemann für die Courage-AG

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