8 Tage durch die Wüste….
Am letzten Schultag vor den Osterferien trafen sich die Klassen 9c und 9d im Forum des Heisenberg-Gymnasiums und begrüßten die beiden jungen Männer Biniam und Yonas aus Eritrea. Sie wurden begleitet von Herrn Wagner, Flüchtlingslotse aus Dorsten.
Die beiden jungen Männer berichteten den Klassen 9c und 9d von den politischen Verhältnissen in ihrem Land und von einem drohenden unfreiwilligen Beitritts zum Militär. Biniam und Yonas entschlossen sich zur Flucht aus ihrem Heimatland. Nach 5 Tagen durch die Wüste erreichten sie ihre erste Station Khartum, die Hauptstadt des Sudans. Dort verbrachten sie einige Wochen und versuchten Arbeit zu finden. Der zweite Weg führte sie bis Tripolis nach Libyen. In einem Kleintransporter schlugen sich Biniam und Yonas mit 35 Mitfahrern 8 Tage durch die Sahara – ohne Nahrung und Wasser. Biniam beschrieb seine Angst und das Leid, das er auf dieser Reise erlebt hat: „Wer nicht mehr konnte, blieb einfach am Straßenrand liegen".
Auf einem kleinen Fischkutter überquerten sie das Mittelmeer und wurden auf halbem Weg von der italienischen Polizei aufgegriffen und gerettet. Seit mehreren Monaten leben die beiden nun in Dorsten und werden von Herrn Wagner betreut. Er ist in vielen Dingen ihre einzige Hilfe, z.B. bei Behördengängen und Arztbesuchen.
„Asylbewerber bekommen staatliche Hilfe, werden in kleinen Wohnungen oder Wohngemeinschaften untergebracht und bekommen Deutschunterricht. Aber niemand hilft bei sprachlichen Hürden, bei Formularen, bei allen Alltagsproblemen. Das größte Problem ist das „Nichtstun" und das Warten auf eine positive Antwort auf den Asylantrag. Biniam und Yonas sind isoliert und haben nur wenige Chancen sich zu integrieren. Das muss sich ändern." Herr Wagner versucht vielen Flüchtlingen aus Afrika zu helfen. Er ist häufig ihr einziger Ansprechpartner.
Die Klassen 9c und 9d waren sehr betroffen von den Berichten der Flucht und der Aufnahme in Deutschland. Niemand konnte sich vorstellen, viele Tage ohne Nahrung durch die Wüste zu gehen und Angst um sein Leben zu haben. Das Gefühl alleine zu sein, machte viele betroffen. Vielleicht hat auch der Besuch am Heisenberg-Gymnasium ein wenig geholfen, dass Biniam und Yonas sich nicht mehr so isoliert fühlen.